Sonntag, 7. August 2011

Zum Schluss: Die Rückreise (30.7. – 6.8.)



Hammerfest – Tromsø – Gällivare – Umeå – Uppsala – Stockholm – Kopenhagen – Hamburg – Braunau am Inn – Altaussee - Graz

Wie es einmal so ist – jede Reise, und sei sie noch so lang, findet irgendwann ihr Ende. Und hat besonders weit in die Ferne geschweift, so führen früher oder später alle Wege zu einem Ziel: Der mittlerweile so fernen Heimat. Erst als wir unsere Fahrt zurück ins schöne Österreich antraten wurde uns immer weiter bewusst, wie weit unser Radteam tatsächlich auf den „Drahteseln“ gefahren war, wie weit wir uns tatsächlich bis in Europas hohen Norden vorgewagt hatten. Eine weitere, große Aufgabe lag vor uns.

Von der Welt nördlichster Stadt Hammerfest hin zur nördlichsten Universitätsstadt sollte uns Tag Eins unserer Rückreise führen. Sowohl Tromsø sowie der Weg in die etwa 68.000 Einwohner zählende Stadt am Eismeer sollten bleibenden Eindruck hinterlassen. Die beiden Fähren, die den Straßenweg nach Tromsø deutlich verkürzen, bieten unglaubliche Ausblicke auf die nordnorwegischen Fjordlandschaften, die durch schroffe, abweisende Berge sowie breite, bis ans Wasser reichende Gletscherzungen bestechen. Auf dem viel längeren, zeitaufwändigen Straßenstück hat man diese Eindrücke in dieser Form nicht, daher wollen wir jedem reisenden diesen Fährverkehr wärmstens empfehlen. Entschleunigt, fast ein bisschen verschlafen wirkte sie, die größte Stadt in Norwegens hohem Norden – das Leben hier scheint zumindest im Sommer eher entspannt zu sein. 

Geschäftig sind hingegen die „Erzstädte“ Narvik und das schwedische Kiruna, welche durch ihre direkte Verbindung zur Eisenerzverarbeitung geprägt sind. Narvik, das unsere erste Station nach Tromsø sein sollte, macht einen eher nüchternen Eindruck, hauptsächliche Priorität ist die Verschiffung von Eisenerz, welches in Kiruna gefördert wurde. Es sollte dies unser letzter Stop in Norwegen werden. Über Kiruna sollte unser weiterer Weg führen, für die nächsten Tage winkte die „Rückkehr“ nach Schweden. Der von der riesigen Erzmine dominierte Ort unweit des höchsten Bergs Schwedens Kebnekaise  (etwa 2100 m Höhe) macht ebenfalls einen eher farblosen Eindruck, auch wenn die Umgebung zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten bietet. Der Übernachtungsort des Tages sollte im Endeffekt ein bereits bekannter werden – in der Kleinstadt Gällivare hatten wir bereits auf der Reise hinauf zum Nordkap am örtlichen Campingplatz übernachtet. Wiedersehen macht eben doch Freude… 

Über abenteuerlich schlechte Straßen, bei den Schlaglöchern hätte man glauben können unser Gefährt mitsamt Anhänger würde völlig verschwinden, leitete uns das Navigationsgerät im Zuge der Weiterfahrt von Gällivare nach Umeå am nächsten Tag. Das alleine wäre es ja nicht gewesen, solche Pfade treiben uns nach dieser Tour garantiert keine Sorgenfalten mehr ins Gesicht. Als wir zusätzlich allerdings noch durch ein riesiges Militärgelände gelotst wurden machte ein halbernster Gedanke die Runde: „Heute hoffentlich keine Schießübungen…“ So schlecht die Straßen hier beisammen waren, um so gepflegter wirkte der Landstrich zwischen Luleå und Umeå. Nahe Umeå sollten wir schließlich unser Lager aufschlagen, aber nicht einfach so wie normal: Dies sollte unser letztes selbst zubereitetes gemeinsames Abendessen (selbst gekocht von Günther Rath natürlich…) sein, gewissermaßen der emotionale Endpunkt unserer Gemeinschaft – Zur Feier des Tages: Zelt aufbauen. Etwas eigenartiges Feierritual, aber in diesem Moment war es nicht zuletzt Dank des beherzten und selbstlosen Einsatzes der Radler kein Problem. Das finale Menü von Günther bestand aus Reibegerstlsuppe (hatten wir quasi nie auf der Tour… ;) ) und diversen Steaks, begleitet von dem einen oder anderen Bierchen bzw. Glas Wein. Als Abschluss des Abend konnten wir uns beim reflektieren der Fotos der Tour ein wenig austauschen und in Erinnerungen schwelgen. 

Von Umeå nach Uppsala ging die Fahrt Tags darauf weiter, entlang der Straße am Bottnischen Meerbusen schoss uns ein Gedanke permanent ein: Wie gut dass wir entlang des „Inlandsvägen“ im Herz Schwedens gefahren sind, denn mit dieser Straßen-und Verkehrssituation wäre es für einen Radler gänzlich unmachbar, einigermaßen sicher über die Runden zu kommen.

Uppsala selbst wirkt an einem warmen Sommertag, um die 26 °C, einen schon fast mediterranen Esprit – die vielen Cafés und Lokale entlang des kleinen Stadtflusses Fyrisån laden zum Verweilen ein und geben der Stadt einen ungemein gemütlichen Charakter. 

Nach unserer Übernachtung in Uppsala war schließlich der Tag des (vorrübergehenden) Abschieds gekommen – Das Radlerteam würde ein paar Tage in Stockholm, das etwa 70 km entfernt von Uppsala liegt verbringen, während das Begleiterteam mit unserem Fiat Ducato seine Fahrt fortsetzen würde. Nach einem kurzen Ärgernis mit wirklich unnötig genauer, an Schikane grenzender Kontrolle der Reinlichkeit der Hütten am örtlichen Campingplatz in Uppsala (sowas haben wir in fünf Wochen auf keinem einzigen Campingplatz erlebt) begleiteten die Begleiter das Radlerteam noch ins Rica-Hotel im Herzen Stockholms und nach einem kurzen Abschied trennten sich die Wege schließlich für ein paar Tage. Und als ob wir uns bereits zu viel über das schnelle Überwinden des Hauptstadtverkehrs in Stockholm gefreut hatten –Zack, elends langer Stau außerhalb der Stadt, eine Stunde Zeitverlust… Na Hurra… Nachdem sich die stillstehende Schlange aus Blech endlich wieder auflöste setzten wir unseren Weg in Richtung unseres Tageszieles fort: Kopenhagen. Über die weiten dänischen Windparks und spektakuläre Brückenkonstruktionen erreichten wir selbiges nach einer etwas komplizierten Unterkunftssuche am Abend. Kopenhagen ist eine sehr aktive, pulsierende Stadt mit einem sehr attraktiven historischen Zentrum, dessen bekannteste Attraktion natürlich die berühmte Meerjungfrauenstatue am Hafen ist und der natürlich auch wir unsere Aufwartung machten. Dumm nur, das genau zum Zeitpunkt unseres Besuchs ein Aida-Ausflugsschiff seine Ladung ausgespuckt hatte uns somit die Meerjungfrau mit der Aufmerksamkeit von Menschenmassen aus aller Herren Länder beehrte… 

Leicht angekündigt hatte es sich ja schon, nur dass uns ausgerechnet direkt nach unserer Grenzquerung von Dänemark nach Deutschland hinein ein waschelnasses Willkommen in Form eines intensiven Wolkenbruchs bereitet werden würde hatten wir trotzdem so nicht kommen gesehen. Deutschland schien sich nicht gerade zu freuen, uns auf seinem Gebiet zu finden…

So schlimm war’s dann doch nicht, und bei unserer Ankunft in Hamburg waren wir auch mit dem Wetter wieder versöhnt. In der Hansestadt gönnten wir uns eine Hafenrundfahrt durch die Speicherstadt, den entstehenden neuen Stadteil „HafenCity“ und eben den riesigen Industriehafen und noch die Besichtigung einiger weiterer Attraktionen sowie preisgekröntes Labskaus. Norddeutschland pur. 

Die längste Strecke der Rückreise, nämlich etwa 880 km am Stück, erwartete uns Tags darauf. Nach einer im Begleitfahrzeug verbrachten Nacht – unser Campingplatz hatte seinen Schranken verriegelt bevor wir zurückkehrten – entschlossen wir nach langem Für und Wider in einem Schlag nach Österreich zu fahren, und zwar nach Braunau am Inn, wo Günther einige gute Adressen zum Übernachten und Essen kannte. Kaum zu beschreiben war dabei die Emotion, als wir zum ersten Mal seit einer doch sehr langen Zeit wieder österreichischen Boden unter die Füße bekamen… Man kann es kaum anders formulieren als Reinhard Fendrich in seinem Kultsong „I am from Austria“ – „Do bin i her, do ghea i hin!“. Wir sind wieder im Lande!
Braunau ist eine attraktive kleine Stadt, die vor allem durch ihre gemütliche und überaus schmucke Innenstadt besticht, aber leider als Geburtsort Adolf Hitlers einen historischen „Rucksack“ mit sich herumzuschleppen hat. Es ist jedoch ein Fehler, Braunau auf dieses dunkle Kapitel zu beschränken, es hat weitaus mehr zu bieten! 

Und so kam es, dass der letzte Tag unserer Rückreise gekommen war. Nach einem kurzen Abstecher in Salzburg und Linz, wo wir Wolfgang St. vom Bahnhof abholten, ging es schnurstracks ab ins einzigartige Ausseerland, wo wir alle in Altaussee wieder zusammentrafen, um beim großen Abschlussessen mit Freunden und Familie unsere Reise zu reflektieren. In trauter Atmosphäre konnten wir die Freuden unserer Heimkehr in die Steiermark im warmen Sonnenschein (ja, sowas gibt’s auch in Aussee ;) ) genießen, bis zu dem Punkt an dem die Begleiter weiter nach Graz fahren sollten.

Wir können es nicht so recht glauben, aber tatsächlich sind wir wieder hier. Eines jedoch ist sicher – die Reise endet hier nicht, in Wahrheit beginnt sie jetzt erst richtig.

Günthers Zauberküche zur Feier unseres erfolgreichen Projektes - allein der Anblick lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen...

Stockholm ist erreicht! V.l.n.r.: Wolfgang Hasenhütl, Jakob Egger, Peter Hasenhütl, Wolfgang Stieböck, Sebastian Pongratz... Hinter der Kamera: Günther Rath



1 Kommentar:

  1. Danke für den Abschlussbericht - sehr interessant gestaltet!
    Freue mich für alle, dass ihr eine schöne zeit hattet und wieder gut daheim angekommen seid.
    Jetzt warte ich auf ausführliche reiseberichte in buchform ;)....
    Wünsche allen wieder einen angenehmen Alltag!
    Alles Liebe Jutta E.

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