Freitag, 29. Juli 2011

Tag 29 : Von Eisbären, Fjorden und hellen Nächten…

Hammerfest (Nördlichste Stadt Europas in der norwegischen Provinz Finmark)

 Tag eins nach dem Abschluss unserer Radtour. Abschluss. Ich muss zugeben, es fühlt sich seltsam an das so zu schreiben und tatsächlich habe ich mich soeben selbst dabei erwischt, dass ich mir selbst ungläubig die Augen gerieben habe… Gerade hat man begonnen und schon sitzt man in Hammerfest in einem Hotelzimmer und versucht, den Tag mit all seinen Reizen und Eindrücken irgendwie in eine geschriebene Form zu bringen.
Es sollte ein großartiger Tag werden, der uns bereits in der Früh mit strahlendem Sonnenschein begrüßte, der die über den Inseln hängenden Nebelschwaden brach… Ein unglaublicher Anblick, zumal wir hier in der Stadt auch noch direkt am Wasser logieren. Das Hotel Rica ist übrigens ebenfalls voll und ganz nach unserem Geschmack, unglaubliches Essen und extrem gemütliche Betten (fast das wichtigste nach dieser Tour...) und gediegende Atmosphäre verwöhnen uns hier ganz gewaltig!

Das erste Highlight erwartete uns einen Steinwurf weit entfernt – Unser Beitritt zum Königlichen Norwegischen Eisbärenklub stand auf dem Programm, und es sollte eine sehr schöne, ansprechende Zeremonie sein. Der Klub, der gegründet wurde um die arktische Kultur in Nordnorwegen zu fördern und Besucher anzuregen, Hammerfest zu besuchen besteht seit 1963. Eine Führung rund um die Geschichte der Stadt Hammerfest durch Knut-Arne, den Chef des Klubs höchstpersönlich, sowie mehrere nette und aufschlussreiche Gespräche und der Höhepunkt, die Aufnahmezeremonie, deren Rahmen wir alle eine Urkunde, einen Mitgliedsausweis und einen Member-Pin überreicht bekamen. Ob wir vielleicht eines Tages einer der regelmäßig stattfindenden Mitgliederversammlungen beiwohnen werden, um unsere anderen ca. 230.000 Mitglieder zu treffen? Wer weiß…  Auf jeden Fall möchten wir uns für diese tolle Gelegenheit bedanken!

Nach dem Ritual, einer langgezogenen Verabschiedung und nachdem wir einem imposanten Hurtigruten-Schiff (Hurtigruten ist eine bekannte Tourismus-und Transportlinie in Norwegen) beim Anlegen zugesehen hatten ging es nach ein paar Stunden persönlicher Freizeit weiter mit einer Bootstour, von der wir zuvor bereits gehört hatten. Der Katamaran, der wie ein Pfeil durch die eisigen, bei zu langem Kontakt wahrscheinlich sehr gefährlich kalten, Fluten schnitt versorgt die auf die Inseln versprengte Bevölkerung mit dem nötigsten und hat für reisende außerdem beeindruckende Impressionen zu bieten. Ob nun die einsamen Ansammlungen von Hütten (Dörfer kann man das nicht nennen…) entlang Norwegens drittgrößter Insel Sørøya, der Nebelschleier über den verträumten und doch abweisend wirkenden Kliffs, wo immer wieder größere Flächen von Schnee bedeckt sind, oder doch der peitschende Wind, der durch das atemberaubende Tempo des kleinen Fährschiffes noch einmal ad absurdum geführt wird - Dieser Landstrich ist wild, und die Menschen die hier leben sind entweder Überlebenskünstler oder einfach nur Aussteiger, die Abwechslung vom so genannten „normalen“ Leben gesucht und gefunden haben.

Es ist die Summe kleiner Erlebnisse, die unser Abenteuer zu dem machen was es ist, wir erleben Dinge die wir so noch nicht kannten, treffen Menschen die auf eine Art leben, die uns fremd ist oder sie begegnen uns an Orten, wo wir sie nicht erwartet hätten. So muss man sich folgendes Szenario vorstellen – Man sitzt beim Abendessen in einem Restaurant hoch über Hammerfest, der Ausblick auf die taghelle Nacht ist überwältigend, man ist sich einig dass selten eine nordische Stadt so südlich gewirkt hat (von den Temperaturen abgesehen…), man redet und scherzt miteinander und plötzlich vernimmt man unterhalb des offenen Fensters feinstes tirolerisch. Auf den ersten Blick verwundert wie das denn um alles in der Welt sein kann, auf den zweiten Blick irgendwo logisch. Bei den Herren aus dem „Heiligen Land“ handelt es sich um Experten, die ihr Wissen exportieren – Die Tiroler helfen in Nordnorwegen dabei, Lawinenverbauungen auf den zwar nicht hohen aber überaus steilen Hügeln rund um die Stadt zu errichten.

Wir würden ja schon etwas verdutzt schauen, wenn etwa durchs Knittelfelder Stadtzentrum (KF ist vergleichbar groß wie Hammerfest) die Kühe mit ihren Kälbern wandern würden – hier scheint es ganz normal, dass Rentiere, die mit Abstand wichtigsten Nutztiere an Land hier oben, mit ihren Jungtieren durch die Stadt „strawanzen“ und in öffentlichen Parkanlagen das Gras fressen, ja sogar ihre Notdurft verrichten…  Die Uhren in Europas hohem Norden ticken eben etwas anders.

Und so hat sich zwar der sportliche Teil unserer Reise seinem Ende zugeneigt, aber noch ist unsere mittlerweile aufs engste zusammengewachsene Gemeinschaft nicht am Ende ihrer Mission. Noch haben wir eine gemeinsame Rückreise zu bewältigen, die uns noch zum einen oder anderen Highlight führen wird. Den Anfang macht morgen die nördlichste Universitätsstadt der Welt Tromsø, unsere weiteren großen Ziele sind Stockholm, Hamburg und schließlich die gute alte Heimat, Altaussee und danach das schöne Graz. Es wird also noch einmal einen großen, letzten Blogeintrag geben, der dann den Endpunkt der Reise und damit auch dieser Online-Berichterstattung darstellen wird.

Wichtig: Der Blog wird dann vielleicht nicht mehr aktualisiert, aber sein Zweck ist noch nicht erfüllt – wir wollen weiterhin Anreiz für solche Projekte sein, weiterhin Menschen motivieren, etwas gewagtere Ideen in die Tat umzusetzen!

Wir wollen euch übrigens herzlich einladen, bei unserer Ankunft in Altaussee dabei zu sein und beim großen Abschlussessen beim Schneiderwirt am6.August zwischen 17 und 19 Uhr vorbeizuschauen, wir würden uns sehr freuen!

Vielen Dank dafür, dass ihr hier online mit uns mitgelebt und mitgefiebert habt! Jeder einzelne Klick, jeder Kommentar hat uns weiter hier her gebracht! Ihr seid die besten, und bitte bleibt diesem Blog auch in Zukunft treu – Empfehlt ihn weiter, lest ihn hin und wieder wenn euch danach ist – Danke für alles!

Das Team Nordkap bedankt sich artig bei allen Freunden und Verwandten in der Heimat, bei allen Sponsoren und Gönnern, ohne welche all das niemals in die Tat umzusetzen gewesen wäre – Ihr seid die Besten!

 Mit lieben Grüßen aus dem hohen Norden,

 Team Nordkap 2011

P.S.: Selbstverständlich könnt ihr noch weiterhin kommentieren, wir bitten sogar darum! Außerdem, einen Beitrag wird's hier ja auch noch geben, also bitte dranbleiben und keine falsche Scheu beim kommentieren! Danke!

Endlich auch Mitglieder im Eisbärenklub - v.l.n.r.: Peter, Wolfgan,.g H. und Wolfgang St

Auch wir hatten etwas mitgebracht - eine echte Venedig-Nordkap-Urkunde für Knut-Arne Larsen, den Leiter des Eisbärenklubs und sein Team

 

3 Kommentare:

  1. liebes team!
    es war wirklich schön und spannend euch tag für tag auf eurer reise begleiten zu dürfen.
    ihr habt eine unglaubliche leistung vollbracht zu der ich euch nochmal aufs aller herzlichste gratulieren möchte. ich wünsche euch noch schöne, entspannende tage bis zu eurer heimreise!
    kommt alle gut nach hause!
    alles liebe
    jakob's schwesterlein

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  2. 04.08.11
    @ Wolfgang Hasenhütl

    Glückliche Tage und frohe Stunden,
    möchte bleiben Ihnen verbunden.
    Viel Gesundheit und Freude am Leben,
    diesen Wunsch will ich Ihnen von Herzen geben

    Alles Liebe zum Geburtstag,

    herzlichst
    Gisela Glettler

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  3. wozu schleppt man 500kg lebensmittel nach schweden und norwegen, wo doch in jedem supermarkt alles erhältlich ist? in honningsvag steht 31 km vor dem nordkap ein Lebensmitteldiskonter (REMA 1000), wo man auch nicht mehr zahlt als in österreich.

    im sommer erreichen pro tag ca 5 radfahrer das nordkap, die meisten fahren weiter als 2000km, etwa die hälfte davon fährt alleine und hat alles nötige in der packtasche am rad dabei (zelt). wenige fahren mit anhänger, einige fahren von herberge zu herberge und nächtigen in den ausreichend vorhandenen unterkünften von raststätten bis "hytter"

    grob geschätzt radeln pro jahr also an die 500 menschen (ganze familien mit kindern) dorthin, außer ihnen wohl niemand mit so einem aufwand (begleitfahrzeug! mobile dusche!)
    das alles ist gänzlich unnötig.

    ihren bericht als anregung zu verkaufen, ähnlich "unmögliches" zu versuchen, dürfte nicht funktionieren. so ein aufwand schreckt eher ab.

    empfehlung:
    statt straßenrenner MTB oder Trekkingräder, etwa mit 1,95er reifen (zB schwalbe marathon), dann kann man die wunderbaren nebenstraßen (oft durchmarkierte radwege auf lehmpisten - cyckelsparet bzw. serigeleden) benutzen

    hinweis:
    das mitschleppen von bergen an proviant ist gänzlich unnötig. ein dichtes netz an raststätten, supermärkten und tankstellenshops, bäckereien mit ganztätig frischem gebäck etc. lässt bis ans nordkap niemand verhungern. mehr als 80 kilometer "niemandsland" ohne tankstelle etc. ist auf der ganze strecke nicht zu finden, meist sind es maximal 40 km zwischen zwei einkaufsmöglichkeiten.

    pannen:
    die beschriebene route wird durchgehend von linienbussen befahren. im fall eines totalschadens kann man also jeden tag mindestens 4 mal in einen bus einsteigen und in die nächste stadt fahren, sollte man nicht von einem campingbus "gerettet" werden.

    man muss radfahrer wohl eher dazu animieren, TROTZ dieses berichtes längere reisen zu unternehmen. es ist alles viel einfacher, als hier dargestellt.

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