Sonntag, 7. August 2011

Zum Schluss: Die Rückreise (30.7. – 6.8.)



Hammerfest – Tromsø – Gällivare – Umeå – Uppsala – Stockholm – Kopenhagen – Hamburg – Braunau am Inn – Altaussee - Graz

Wie es einmal so ist – jede Reise, und sei sie noch so lang, findet irgendwann ihr Ende. Und hat besonders weit in die Ferne geschweift, so führen früher oder später alle Wege zu einem Ziel: Der mittlerweile so fernen Heimat. Erst als wir unsere Fahrt zurück ins schöne Österreich antraten wurde uns immer weiter bewusst, wie weit unser Radteam tatsächlich auf den „Drahteseln“ gefahren war, wie weit wir uns tatsächlich bis in Europas hohen Norden vorgewagt hatten. Eine weitere, große Aufgabe lag vor uns.

Von der Welt nördlichster Stadt Hammerfest hin zur nördlichsten Universitätsstadt sollte uns Tag Eins unserer Rückreise führen. Sowohl Tromsø sowie der Weg in die etwa 68.000 Einwohner zählende Stadt am Eismeer sollten bleibenden Eindruck hinterlassen. Die beiden Fähren, die den Straßenweg nach Tromsø deutlich verkürzen, bieten unglaubliche Ausblicke auf die nordnorwegischen Fjordlandschaften, die durch schroffe, abweisende Berge sowie breite, bis ans Wasser reichende Gletscherzungen bestechen. Auf dem viel längeren, zeitaufwändigen Straßenstück hat man diese Eindrücke in dieser Form nicht, daher wollen wir jedem reisenden diesen Fährverkehr wärmstens empfehlen. Entschleunigt, fast ein bisschen verschlafen wirkte sie, die größte Stadt in Norwegens hohem Norden – das Leben hier scheint zumindest im Sommer eher entspannt zu sein. 

Geschäftig sind hingegen die „Erzstädte“ Narvik und das schwedische Kiruna, welche durch ihre direkte Verbindung zur Eisenerzverarbeitung geprägt sind. Narvik, das unsere erste Station nach Tromsø sein sollte, macht einen eher nüchternen Eindruck, hauptsächliche Priorität ist die Verschiffung von Eisenerz, welches in Kiruna gefördert wurde. Es sollte dies unser letzter Stop in Norwegen werden. Über Kiruna sollte unser weiterer Weg führen, für die nächsten Tage winkte die „Rückkehr“ nach Schweden. Der von der riesigen Erzmine dominierte Ort unweit des höchsten Bergs Schwedens Kebnekaise  (etwa 2100 m Höhe) macht ebenfalls einen eher farblosen Eindruck, auch wenn die Umgebung zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten bietet. Der Übernachtungsort des Tages sollte im Endeffekt ein bereits bekannter werden – in der Kleinstadt Gällivare hatten wir bereits auf der Reise hinauf zum Nordkap am örtlichen Campingplatz übernachtet. Wiedersehen macht eben doch Freude… 

Über abenteuerlich schlechte Straßen, bei den Schlaglöchern hätte man glauben können unser Gefährt mitsamt Anhänger würde völlig verschwinden, leitete uns das Navigationsgerät im Zuge der Weiterfahrt von Gällivare nach Umeå am nächsten Tag. Das alleine wäre es ja nicht gewesen, solche Pfade treiben uns nach dieser Tour garantiert keine Sorgenfalten mehr ins Gesicht. Als wir zusätzlich allerdings noch durch ein riesiges Militärgelände gelotst wurden machte ein halbernster Gedanke die Runde: „Heute hoffentlich keine Schießübungen…“ So schlecht die Straßen hier beisammen waren, um so gepflegter wirkte der Landstrich zwischen Luleå und Umeå. Nahe Umeå sollten wir schließlich unser Lager aufschlagen, aber nicht einfach so wie normal: Dies sollte unser letztes selbst zubereitetes gemeinsames Abendessen (selbst gekocht von Günther Rath natürlich…) sein, gewissermaßen der emotionale Endpunkt unserer Gemeinschaft – Zur Feier des Tages: Zelt aufbauen. Etwas eigenartiges Feierritual, aber in diesem Moment war es nicht zuletzt Dank des beherzten und selbstlosen Einsatzes der Radler kein Problem. Das finale Menü von Günther bestand aus Reibegerstlsuppe (hatten wir quasi nie auf der Tour… ;) ) und diversen Steaks, begleitet von dem einen oder anderen Bierchen bzw. Glas Wein. Als Abschluss des Abend konnten wir uns beim reflektieren der Fotos der Tour ein wenig austauschen und in Erinnerungen schwelgen. 

Von Umeå nach Uppsala ging die Fahrt Tags darauf weiter, entlang der Straße am Bottnischen Meerbusen schoss uns ein Gedanke permanent ein: Wie gut dass wir entlang des „Inlandsvägen“ im Herz Schwedens gefahren sind, denn mit dieser Straßen-und Verkehrssituation wäre es für einen Radler gänzlich unmachbar, einigermaßen sicher über die Runden zu kommen.

Uppsala selbst wirkt an einem warmen Sommertag, um die 26 °C, einen schon fast mediterranen Esprit – die vielen Cafés und Lokale entlang des kleinen Stadtflusses Fyrisån laden zum Verweilen ein und geben der Stadt einen ungemein gemütlichen Charakter. 

Nach unserer Übernachtung in Uppsala war schließlich der Tag des (vorrübergehenden) Abschieds gekommen – Das Radlerteam würde ein paar Tage in Stockholm, das etwa 70 km entfernt von Uppsala liegt verbringen, während das Begleiterteam mit unserem Fiat Ducato seine Fahrt fortsetzen würde. Nach einem kurzen Ärgernis mit wirklich unnötig genauer, an Schikane grenzender Kontrolle der Reinlichkeit der Hütten am örtlichen Campingplatz in Uppsala (sowas haben wir in fünf Wochen auf keinem einzigen Campingplatz erlebt) begleiteten die Begleiter das Radlerteam noch ins Rica-Hotel im Herzen Stockholms und nach einem kurzen Abschied trennten sich die Wege schließlich für ein paar Tage. Und als ob wir uns bereits zu viel über das schnelle Überwinden des Hauptstadtverkehrs in Stockholm gefreut hatten –Zack, elends langer Stau außerhalb der Stadt, eine Stunde Zeitverlust… Na Hurra… Nachdem sich die stillstehende Schlange aus Blech endlich wieder auflöste setzten wir unseren Weg in Richtung unseres Tageszieles fort: Kopenhagen. Über die weiten dänischen Windparks und spektakuläre Brückenkonstruktionen erreichten wir selbiges nach einer etwas komplizierten Unterkunftssuche am Abend. Kopenhagen ist eine sehr aktive, pulsierende Stadt mit einem sehr attraktiven historischen Zentrum, dessen bekannteste Attraktion natürlich die berühmte Meerjungfrauenstatue am Hafen ist und der natürlich auch wir unsere Aufwartung machten. Dumm nur, das genau zum Zeitpunkt unseres Besuchs ein Aida-Ausflugsschiff seine Ladung ausgespuckt hatte uns somit die Meerjungfrau mit der Aufmerksamkeit von Menschenmassen aus aller Herren Länder beehrte… 

Leicht angekündigt hatte es sich ja schon, nur dass uns ausgerechnet direkt nach unserer Grenzquerung von Dänemark nach Deutschland hinein ein waschelnasses Willkommen in Form eines intensiven Wolkenbruchs bereitet werden würde hatten wir trotzdem so nicht kommen gesehen. Deutschland schien sich nicht gerade zu freuen, uns auf seinem Gebiet zu finden…

So schlimm war’s dann doch nicht, und bei unserer Ankunft in Hamburg waren wir auch mit dem Wetter wieder versöhnt. In der Hansestadt gönnten wir uns eine Hafenrundfahrt durch die Speicherstadt, den entstehenden neuen Stadteil „HafenCity“ und eben den riesigen Industriehafen und noch die Besichtigung einiger weiterer Attraktionen sowie preisgekröntes Labskaus. Norddeutschland pur. 

Die längste Strecke der Rückreise, nämlich etwa 880 km am Stück, erwartete uns Tags darauf. Nach einer im Begleitfahrzeug verbrachten Nacht – unser Campingplatz hatte seinen Schranken verriegelt bevor wir zurückkehrten – entschlossen wir nach langem Für und Wider in einem Schlag nach Österreich zu fahren, und zwar nach Braunau am Inn, wo Günther einige gute Adressen zum Übernachten und Essen kannte. Kaum zu beschreiben war dabei die Emotion, als wir zum ersten Mal seit einer doch sehr langen Zeit wieder österreichischen Boden unter die Füße bekamen… Man kann es kaum anders formulieren als Reinhard Fendrich in seinem Kultsong „I am from Austria“ – „Do bin i her, do ghea i hin!“. Wir sind wieder im Lande!
Braunau ist eine attraktive kleine Stadt, die vor allem durch ihre gemütliche und überaus schmucke Innenstadt besticht, aber leider als Geburtsort Adolf Hitlers einen historischen „Rucksack“ mit sich herumzuschleppen hat. Es ist jedoch ein Fehler, Braunau auf dieses dunkle Kapitel zu beschränken, es hat weitaus mehr zu bieten! 

Und so kam es, dass der letzte Tag unserer Rückreise gekommen war. Nach einem kurzen Abstecher in Salzburg und Linz, wo wir Wolfgang St. vom Bahnhof abholten, ging es schnurstracks ab ins einzigartige Ausseerland, wo wir alle in Altaussee wieder zusammentrafen, um beim großen Abschlussessen mit Freunden und Familie unsere Reise zu reflektieren. In trauter Atmosphäre konnten wir die Freuden unserer Heimkehr in die Steiermark im warmen Sonnenschein (ja, sowas gibt’s auch in Aussee ;) ) genießen, bis zu dem Punkt an dem die Begleiter weiter nach Graz fahren sollten.

Wir können es nicht so recht glauben, aber tatsächlich sind wir wieder hier. Eines jedoch ist sicher – die Reise endet hier nicht, in Wahrheit beginnt sie jetzt erst richtig.

Günthers Zauberküche zur Feier unseres erfolgreichen Projektes - allein der Anblick lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen...

Stockholm ist erreicht! V.l.n.r.: Wolfgang Hasenhütl, Jakob Egger, Peter Hasenhütl, Wolfgang Stieböck, Sebastian Pongratz... Hinter der Kamera: Günther Rath



Freitag, 29. Juli 2011

Tag 29 : Von Eisbären, Fjorden und hellen Nächten…

Hammerfest (Nördlichste Stadt Europas in der norwegischen Provinz Finmark)

 Tag eins nach dem Abschluss unserer Radtour. Abschluss. Ich muss zugeben, es fühlt sich seltsam an das so zu schreiben und tatsächlich habe ich mich soeben selbst dabei erwischt, dass ich mir selbst ungläubig die Augen gerieben habe… Gerade hat man begonnen und schon sitzt man in Hammerfest in einem Hotelzimmer und versucht, den Tag mit all seinen Reizen und Eindrücken irgendwie in eine geschriebene Form zu bringen.
Es sollte ein großartiger Tag werden, der uns bereits in der Früh mit strahlendem Sonnenschein begrüßte, der die über den Inseln hängenden Nebelschwaden brach… Ein unglaublicher Anblick, zumal wir hier in der Stadt auch noch direkt am Wasser logieren. Das Hotel Rica ist übrigens ebenfalls voll und ganz nach unserem Geschmack, unglaubliches Essen und extrem gemütliche Betten (fast das wichtigste nach dieser Tour...) und gediegende Atmosphäre verwöhnen uns hier ganz gewaltig!

Das erste Highlight erwartete uns einen Steinwurf weit entfernt – Unser Beitritt zum Königlichen Norwegischen Eisbärenklub stand auf dem Programm, und es sollte eine sehr schöne, ansprechende Zeremonie sein. Der Klub, der gegründet wurde um die arktische Kultur in Nordnorwegen zu fördern und Besucher anzuregen, Hammerfest zu besuchen besteht seit 1963. Eine Führung rund um die Geschichte der Stadt Hammerfest durch Knut-Arne, den Chef des Klubs höchstpersönlich, sowie mehrere nette und aufschlussreiche Gespräche und der Höhepunkt, die Aufnahmezeremonie, deren Rahmen wir alle eine Urkunde, einen Mitgliedsausweis und einen Member-Pin überreicht bekamen. Ob wir vielleicht eines Tages einer der regelmäßig stattfindenden Mitgliederversammlungen beiwohnen werden, um unsere anderen ca. 230.000 Mitglieder zu treffen? Wer weiß…  Auf jeden Fall möchten wir uns für diese tolle Gelegenheit bedanken!

Nach dem Ritual, einer langgezogenen Verabschiedung und nachdem wir einem imposanten Hurtigruten-Schiff (Hurtigruten ist eine bekannte Tourismus-und Transportlinie in Norwegen) beim Anlegen zugesehen hatten ging es nach ein paar Stunden persönlicher Freizeit weiter mit einer Bootstour, von der wir zuvor bereits gehört hatten. Der Katamaran, der wie ein Pfeil durch die eisigen, bei zu langem Kontakt wahrscheinlich sehr gefährlich kalten, Fluten schnitt versorgt die auf die Inseln versprengte Bevölkerung mit dem nötigsten und hat für reisende außerdem beeindruckende Impressionen zu bieten. Ob nun die einsamen Ansammlungen von Hütten (Dörfer kann man das nicht nennen…) entlang Norwegens drittgrößter Insel Sørøya, der Nebelschleier über den verträumten und doch abweisend wirkenden Kliffs, wo immer wieder größere Flächen von Schnee bedeckt sind, oder doch der peitschende Wind, der durch das atemberaubende Tempo des kleinen Fährschiffes noch einmal ad absurdum geführt wird - Dieser Landstrich ist wild, und die Menschen die hier leben sind entweder Überlebenskünstler oder einfach nur Aussteiger, die Abwechslung vom so genannten „normalen“ Leben gesucht und gefunden haben.

Es ist die Summe kleiner Erlebnisse, die unser Abenteuer zu dem machen was es ist, wir erleben Dinge die wir so noch nicht kannten, treffen Menschen die auf eine Art leben, die uns fremd ist oder sie begegnen uns an Orten, wo wir sie nicht erwartet hätten. So muss man sich folgendes Szenario vorstellen – Man sitzt beim Abendessen in einem Restaurant hoch über Hammerfest, der Ausblick auf die taghelle Nacht ist überwältigend, man ist sich einig dass selten eine nordische Stadt so südlich gewirkt hat (von den Temperaturen abgesehen…), man redet und scherzt miteinander und plötzlich vernimmt man unterhalb des offenen Fensters feinstes tirolerisch. Auf den ersten Blick verwundert wie das denn um alles in der Welt sein kann, auf den zweiten Blick irgendwo logisch. Bei den Herren aus dem „Heiligen Land“ handelt es sich um Experten, die ihr Wissen exportieren – Die Tiroler helfen in Nordnorwegen dabei, Lawinenverbauungen auf den zwar nicht hohen aber überaus steilen Hügeln rund um die Stadt zu errichten.

Wir würden ja schon etwas verdutzt schauen, wenn etwa durchs Knittelfelder Stadtzentrum (KF ist vergleichbar groß wie Hammerfest) die Kühe mit ihren Kälbern wandern würden – hier scheint es ganz normal, dass Rentiere, die mit Abstand wichtigsten Nutztiere an Land hier oben, mit ihren Jungtieren durch die Stadt „strawanzen“ und in öffentlichen Parkanlagen das Gras fressen, ja sogar ihre Notdurft verrichten…  Die Uhren in Europas hohem Norden ticken eben etwas anders.

Und so hat sich zwar der sportliche Teil unserer Reise seinem Ende zugeneigt, aber noch ist unsere mittlerweile aufs engste zusammengewachsene Gemeinschaft nicht am Ende ihrer Mission. Noch haben wir eine gemeinsame Rückreise zu bewältigen, die uns noch zum einen oder anderen Highlight führen wird. Den Anfang macht morgen die nördlichste Universitätsstadt der Welt Tromsø, unsere weiteren großen Ziele sind Stockholm, Hamburg und schließlich die gute alte Heimat, Altaussee und danach das schöne Graz. Es wird also noch einmal einen großen, letzten Blogeintrag geben, der dann den Endpunkt der Reise und damit auch dieser Online-Berichterstattung darstellen wird.

Wichtig: Der Blog wird dann vielleicht nicht mehr aktualisiert, aber sein Zweck ist noch nicht erfüllt – wir wollen weiterhin Anreiz für solche Projekte sein, weiterhin Menschen motivieren, etwas gewagtere Ideen in die Tat umzusetzen!

Wir wollen euch übrigens herzlich einladen, bei unserer Ankunft in Altaussee dabei zu sein und beim großen Abschlussessen beim Schneiderwirt am6.August zwischen 17 und 19 Uhr vorbeizuschauen, wir würden uns sehr freuen!

Vielen Dank dafür, dass ihr hier online mit uns mitgelebt und mitgefiebert habt! Jeder einzelne Klick, jeder Kommentar hat uns weiter hier her gebracht! Ihr seid die besten, und bitte bleibt diesem Blog auch in Zukunft treu – Empfehlt ihn weiter, lest ihn hin und wieder wenn euch danach ist – Danke für alles!

Das Team Nordkap bedankt sich artig bei allen Freunden und Verwandten in der Heimat, bei allen Sponsoren und Gönnern, ohne welche all das niemals in die Tat umzusetzen gewesen wäre – Ihr seid die Besten!

 Mit lieben Grüßen aus dem hohen Norden,

 Team Nordkap 2011

P.S.: Selbstverständlich könnt ihr noch weiterhin kommentieren, wir bitten sogar darum! Außerdem, einen Beitrag wird's hier ja auch noch geben, also bitte dranbleiben und keine falsche Scheu beim kommentieren! Danke!

Endlich auch Mitglieder im Eisbärenklub - v.l.n.r.: Peter, Wolfgan,.g H. und Wolfgang St

Auch wir hatten etwas mitgebracht - eine echte Venedig-Nordkap-Urkunde für Knut-Arne Larsen, den Leiter des Eisbärenklubs und sein Team

 

Donnerstag, 28. Juli 2011

Etappe 28: Wir haben es geschafft!!!

Russenes Nordkap (Selbsterklärend ;) ) – Hammerfest
 
Es war ein Kampf bis aufs letzte, ein permanenter Schlagabtausch – Der nördlichste über Straßen erreichbare Punkt Europas warf dem Team Nordkap noch einmal alles entgegen, was so in seiner Waagschale steckte. Das Kap wollte bezwungen werden, und mit bezwungen meine ich im offenen, fairen Kampf geschlagen… Mit unserer Ankunft auf der Insel Magerøya, an deren Spitze das Nordkap sich befindet, war eines vollkommen klar – das wird noch einmal ein heißer Tanz zum Abschluss. Ein Tanz, in dem permanente, schleichende Feuchtigkeit und dichtester Nebel („Erbsensuppe“ der schlimmsten Art) einen Tango mit den kompromisslosen Anstiegen auf der Anfahrt aufs Eismeerparkett legten. Unsere Radler, heute verstärkt durch Begleiter und Navigator Sebi, waren bereit, sich auf die heiße Sohle einzulassen. Völlig bewusst war der gesamten Mannschaft, dass der Aufstieg auf die Landzunge noch einmal ordentlich hinauf gehen würde. Womit wir hingegen nicht gerechnet hatten war, dass wir nach dem Nordkaptunnel (verläuft unter der See), der auf Meeresniveau auf Magerøya aus der Tiefe kommt, bei der Anfahrt aufs etwa 300 Meter hohe Nordkap so dermaßen massive, gnadenlos lange Rampen zu Füßen der Sportler liegen würden. Überrascht ja, entmutigt? Haha, das kostet uns ein müdes Lächeln. Das Kap konnte sich ziehen und wenden wie es wollte, am Ende würden wir den Brocken doch ins Boot holen… 

Wie Phönix aus der Asche wirkten sie, diese vier tapferen Reiter, die mit ihren zweirädrigen Rössern  den tiefen des nordnorwegischen Nebelschwadens, der wie ein grauer Schleier das Land bedeckt hielt entstiegen um sich auf die letzten paar Meter ihrer Siegesfahrt zu begeben. Die Schneefelder, die uns seit der norwegischen Grenze begleitet hatten lagen nun sogar unter uns…  In der grauen Unendlichkeit des hohen Nordens sind wir, die Gemeinschaft die einst von Venedig aus aufbrach, nun endgültig zu einer Einheit geworden, die unglaubliches zu leisten imstande war. Die Reise mag in den Beinen hier geendet haben, aber in den Köpfen hat sie gerade erst begonnen. 

So sehr sich auch die Gefühle überschlagen hatten, bei pragmatischer Betrachtung ist das Nordkap eine Touristenfalle allererster Güte. Schon wenn man bei der Ankunft die riesigen Busparkplätze und das imposante Besuchercenter erblickt wir einem klar, dass man, vorsichtig gesagt, die Einsamkeit hier nicht wirklich zu suchen braucht. Man muss sich die groteske Situation einmal vor Augen führen – Du wirst mit dem Bus in mehreren Stunden dort rauf gekarrt, von selbigem ausgespuckt und durch den durch die Bank überteuerten Souvenirladen getrieben und siehst dir dann einen  Film über das Nordkap an, wo man bedeutend mehr Eindrücke sieht als draußen in der vernebelten Realität… All das soll natürlich nicht die Freude darüber trüben, dass uns heute etliche (hauptsächlich Busse) Fahrzeuge aus der fernen Heimat auf unserem Weg entgegen kamen – Reisebusse aus Linz, Klagenfurt Land, Amstetten, Oberwart und noch einigen anderen sowie ein Privat-PKW aus Innsbruck Land… wo kommen auf einmal die ganzen Österreicher her?  Wo haben die sich, bis auf die wenigen Begegnungen, bisher vor uns versteckt?
Es ist in jedem Falle kaum zu glauben – wir sind angekommen.

Unser nächstes Ziel nach diesem unglaublichen Highlight war die „Nördlichste Stadt der Welt“ – Hammerfest erwartete uns. Die unglaublich gelegene kleine Stadt (ca.9.000 Einwohner) verzauberte uns mit ihrem massiven Kontrastprogramm zum Kampf mit dem Kap und zur Tour bis jetzt insgesamt… Ein gediegenes Abendessen im Hotelrestaurant (dass sich auch einmal unser Günther bekochen lassen kann!) in beinahe mediterraner Atmosphäre genießen wir und blicken dabei durch den rundum mit Glas gestalteten Saal in die Bucht vor Hammerfest. Jazzige, entspannende Musik transportiert uns glatt einige tausend Kilometer gen Süden – Gibraltar kann nicht viel anders sein… 

Der morgige Tag bringt noch einmal einige Glanzlichter für unsere Gemeinschaft – am Vormittag werden wir in einer bereits fix geplanten Aufnahmezeremonie dem Königlich-Norwegischen Eisbärenklub beitreten, wobei wir noch nicht so recht wissen wie wir uns das Prozedere vorzustellen haben. Danach werden wir uns eine Rundfahrt durch die Fjorde der Gegend gönnen. 

All dies führt uns zum nächsten Schritt, den jeder für sich selbst zu machen haben wird – Verarbeitung, Verarbeitung, Verarbeitung. In der dauernden Aktivsituation hat man selten überhaupt Zeit über etwas nachzudenken, die wirkliche Aufarbeitung wird das Team wohl erst in ruhigen Stunden zuhause zu machen im Stande sein…

Wir wollen euch noch unsere Abschlusstabelle anbieten:
Datum
Gefahrene Strecke km
Nettozeit in h
Durchschnitts- geschwindigkeit
Aufgestiegene Höhenmeter
Verbrauchte Kalorien
1.7.2011
146
5,19
28,13
459
4127
2.7.2011
169
7,16
23,60
1606
5100
3.7.2011
160
7,40
21,62
2040
5543
4.7.2011
195
8,28
23,55
1108
5600
5.7.2011
168
7,12
23,60
1126
4185
6.7.2011
152
6,12
24,83
559
3600
7.7.2011
205
8,55
23,97
1403
5400
8.7.2011
174
7,25
24,00
736
4100
9.7.2011
240
9,34
25,70
642
6200
10.7.2011
192
7,58
25,33
466
4800
11.7.2011
120
5,27
22,77
289
2760
12.7.2011
(Pause)
-
-
-
-
-
13.7.2011
180,1
7,40
24,43
1014,5
4865
14.7.2011
180,1
7,40
24,43
1014,5
4865
15.7.2011
126
4,35
26,20
422
4200
16.7.2011
193
7,04
26,80
979
4700
17.7.2011
190
7,20
26,39
1037
4600
18.7.2011
(Pause)
-
-
-
-
-
19.7.2011
202
8,10
24,90
1178
4800
20.7.2011
220
7,57
29,07
1302
5400
21.7.2011
(Pause)
-
-
-
-
-
22.7.2011
192
7,57
25,37
1057
5800
23.7.2011
212
9,10
24,37
1177
6100
24.7.2011
205
8,56
23,95
1120
6100
25.7.2011
223
7,08
31,50
1107
5100
26.7.2011
232
9,21
26,33
1336
6300
27.7.2011
125
5,39
23,20
1125
5200
28.7.2011
114
6,24
19,50
1321
6400
Gesamt
4515,2
181,47
-
25624
125845
Schnitt
180,61
7,26
24,94
1024,96
5033,80

Bitte bleibt weiter dabei uns gebt diesen Link weiter! Vielleicht sucht ja jemand nach Ideen für ein ähnliches Projekt, dann ist das DIE Seite! Stay tuned!
Lg
Euer
Team Nordkap 2011

Im Nebel des Nordkaps strampeln sie dem großen Ziel entgegen -Unsere Helden vom Team Nordkap 2011

Die Bezwinger des gnadenlosen Kaps v.l.n.r.: Wolfgang Stieböck, Wolfgang Hasenhütl, Peter Hasenhütl, Begleiter Sebastian Pongratz