Mittwoch, 13. Juli 2011

Etappe 13: Unwetterwarnung! Ein Tag der Extreme…


Unwetterwarnung! Ein Tag der Extreme…

Rantum auf Sylt – Horsens (Dänemark) 

Sylt, die Schöne war gestern. Heute hielt uns die deutsche Ferieninsel ihre andere Seite hin – wir hatten ja mit einem markanten Wetterumschwung in der Nacht gerechnet, aber was sich heute morgens abspielte, spottete jeder Beschreibung. Wir hatten uns die Wecker auf fünf Uhr früh gestellt, bereit den Kampf mi den Sylter Wetterkapriolen aufzunehmen. Wir hatten diese gröber unterschätzt – Intensiver Starkregen mit bis zu 60l per Quadratmeter und heftigen Sturmböen verleiteten den Hamburger Wetterdienst dazu, für die Region Sylt eine bis einschließlich Freitag, 15. Juli herauszugeben. Auf der sturmgeprüften Insel, auf der man derartige Wetterphänomene gewissermaßen gewohnt ist, spricht eine derartige Wetterwarnung eine deutliche Sprache! Bei allem sportlichen Ehrgeiz und ambitionierten Plänen, das körperliche Wohl unserer Teammitglieder geht vor und deswegen beschlossen wir auch, uns auf keine Spielereien einzulassen und vorerst auf eine Wetterbesserung zu warten. Als das Team dann in Zusammenarbeit unser Lager abgebaut und sämtliche Vorbereitungen getroffen hatte, beschlossen wir, unter enger Zuhilfenahme des Begleitfahrzeugs unser Bestes zu versuchen. Der stetige Kampf mit den orkanartigen Böen und dem unerbittlichen, aus allen Richtungen zu kommen scheinenden Regen brachte uns über die dänische Grenze, wo uns mit der alten Wikingerstadt Ribe, ihres Zeichens älteste Stadt Dänemarks, ein kulturelles Highlight erwartete. Im örtlichen Wikingermuseum durften wir auch über unser erstes Erlebnis mit Skandinavien-Bezug genießen und unseren Horizont über die Geschichte dieses Kulturraumes erweitern. Um uns ein wenig aufzuwärmen beschlossen wir noch, eine örtliche Bäckerei zu plündern, nur dass uns daraufhin wieder die Kälte in die Glieder fahren sollte, nur diesmal aufgrund der doch heftig gesalzenen Preise in Dänemark…  An den Kuchen von heute hätte wohl jeder Foodstylist seine Freude gehabt, so unwirklich appetitanregend wie der aussah. Wir konnten ja nicht wissen dass sich in diesen kleinen Kuchenstückchen Elemente einer Rohrbombe an Süßigkeit versteckten…
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Landschaft im kleinen Dänemark nicht besonders von jener in Schleswig-Holstein, was jedoch auffällt ist die deutlich geringere Dichte an Dörfern, geschweige denn an Menschen… Nur vereinzelt sind Radler zu sehen, die zutiefst für ihr Los zu bedauern sind…  Wir müssen allerdings auch ergänzen, dass unser Eindruck vom Land und seinen ebenfalls nicht berühmten Straßen wahrscheinlich unter den widerwärtigen Wetterbedingungen gelitten hat. Gelitten ist ein gutes Stichwort für unser Team heute, Begleitfahrzeug und Räder gemeinsam gewissermaßen „unter einen Hut zu bringen“ war alles andere als einfach, war allerdings im Sinne der Sicherheit aller Beteiligter auch nicht anders machbar, das Kernmotto muss und kann nur „Safety First“ lauten! Unterm Strich konnten wir zumindest etwas Kultur erleben, wenn uns die Außenbedingungen schon die Kalte Schulter zeigen mussten.

Ein Tag von… bis … 

Obwohl (oder gerade weil?) dieser Tag heute nicht wirklich unserem täglichen Ablauf entsprach, wollen wir heute einen exemplarischen Blick auf einen Etappentag während unseres Projektes Nordkap 2011 zu werfen:
Eigentlich beginnt der Tag bereits am Abend davor. Warum? Ganz einfach! Jede Tour ist nur so gut wie die Vorbereitung darauf – und abends zuvor gehen wir normalerweise noch einmal die Route für die nächste Etappe durch und analysieren mit einer Wettervorhersage und einem Blick auf das Streckenprofil, das heißt, Steigungen, größere Ortschaften und dgl., die Strecke im Detail. Auf jeden Fall kann es niemandem schaden, Radfahrer oder nicht, wenn man sich auf einer „klassischen“ Straßenkarte zurecht finden kann. Für uns auf jeden Fall ginge es ohne auf keinen Fall! Ebenfalls essentiell dabei ist ein Blick auf die körperliche Leistungsfähigkeit der Radler – man darf nicht vergessen dass sich längere Etappen davor vielleicht bemerkbar machen könnten. 

Aus diesen Parametern bauen wir uns dann unsere Kilometerzahl zusammen, der Schnitt hat sich auf der bisherigen Tour bei etwa 173 km eingependelt, wovon meist um die 100 km auf die erste Phase vor der kurzen Regenerationspause zu Mittag entfallen. Für diese Pause treffen Radler und Begleiter meistens eine Vereinbarung, sich in einer gewissen Ortschaft, häufig so weit im Zentrum wie möglich, zu treffen und den Radlern ein bisschen Service (Campingsessel, Getränke wiederauffüllen, kleine Jause) zu bieten.
Der Tag beginnt für gewöhnlich ca. um 5:30 Früh, nachdem alle Teammitglieder (allen voran unser Frühaufsteher vom Dienst Günther Rath) das Traumland verlassen haben (mancher nur etwas widerwillig) gibt es zu allererst einmal ein Frühstück Marke Weltklasse mit ausreichend Tee, Kaffee, Schinken, Käse, Toast, Schwarzbrot oder Orangensaft, zubereitet von unserem eben erwähnten Frühaufsteher. Durchaus nicht selten, dass hier 10-15 Eier, zwei Gläser Marmelade oder 20-25 Stück Toast dabei draufgehen… Für die Radler gibt’s noch zusätzlich Energiegetränke für Unterwegs, einen Kohlenhydratdrink, Magnesium und Nahrungsergänzungsmittel auf Gemüsebasis. Die Sportler haben ebenfalls einiges an Vorbereitungen für ihre Etappe in der früh zu verrichten – Richtige Adjustierung, das heißt Radschuhe, Socken, Radlerhose, Trikots, Regenjacke, Windstopper, Helm, Sonnenbrille oder wenns mal richtig kühl ist, auch Ärmlinge und Beinlinge und weitere Vorbereitungen wie etwa Hirschtalgsalbe (unendlich wichtig!) oder das Anwärmen der Kleidung mit dem Föhn werden in der Regel durchgezogen. Dazu noch muss das „Arbeitsgerät“ und die dazugehörige Ausrüstung im Detail durchgecheckt werden. Danach geht’s schließlich nachdem mit jedem einzelnen abgeklatscht wurde ab auf die Strecke, wo die ersten ca. 25km erstmal zum gemütlichen Einfahren genutzt werden, bevor es dann ans Eingemachte geht. 

Das Begleiterteam beginnt ab jetzt mit dem Abbau des Lagers, der Abmeldung aus dem Campingplatz und kümmert sich danach um logistische Fragen wie etwa den Einkauf für die künftige Versorgung der Mannschaft, bevor man sich dann auf zum vereinbarten Treffpunkt macht, um die oben erwähnte Pause für die Radler vorzubereiten, die etwa eine halbe Stunde bis Stunde dauert.
Gegen 15:00 Uhr läutet meistens das Handy im Begleitfahrzeug, wo dann  mit den Athleten ein Endpunkt der Tour fixiert wird. Am Ende des Tages reiten Wolfgang H., Wolfgang St. und Peter auf ihren „eisernen Rössern“ im bereits wieder aufgebauten Lager ein und kümmern sich danach nur noch, weil verständlicherweise ausgepowert, nur noch um ihre persönliche Belange, d.h.: Wäsche, Cremen oder weitere Vorbereitungen). Alle erdenklichen Arbeiten werden vom Begleiterteam abgenommen, die ebenfalls auf Gemüsebasis gründenden Regenerationstabletten werden gerichtet. Nach einem gemeinsamen Abendessen, meist wieder zubereitet von unserem persönlichen „Haubenkoch“ Günther, folgt ein gemütlicher Austausch bei einem gediegenen Glas Wein, wo auch die ganz zu Beginn erläuterten Vorbereitungen gemacht werden. Ihr merkt, hier schließt sich der Kreis wieder. Wichtig ist, im Jetzt zu leben, von Tag zu Tag zu denken und sich immer auf die nächstliegende Herausforderung zu konzentrieren. Wir betreiben außerdem, abgesehen von unserem Blog, selbstgewählte Medienabstinenz – denn etwas nicht zu wissen, bzw. nicht wissen zu müssen bedeutet ein Stückchen Freiheit. 

Liebe Leser, bleibt mir treu!
Euer Jakob


Zwischen Radfahren, Kultur und Kampf mit dem Unwetter ist das eine oder andere „Powernap“ unbedingt nötig, wie Jakob (l.) und Peter (r.) hier demonstrieren.

Günther Rath wurde in Ribe, Dänemark, an den Pranger gestellt, da er oft seine spitzenmäßigen kulinarischen Leistungen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stellt…

4 Kommentare:

  1. êin bisschen medienwelt nun doch (wird vor allem den sebi freuen!)

    SK Sturm Graz vs. FC Videoton Szekesfehervar 2:0, Szabics (68.), Kienast (92.)!

    ansonsten: GUTER BLOG!!!

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  2. mei lieb - mein brüderlein beim büseln ;)
    danke für den interessanten bericht über euren tagesablauf. kein wunder dass das ganze nicht nur die tüchtigen radler ermüdet sondern auch für die betreuer ab und an mal ein kleines schläfchen von nöten ist...
    im weiteren bin ich froh dass ihr das unwetter gut überstanden habt und es nun voller elan weitergehn kann :)
    alles liebe aus der weit entfernten heimat
    jakob's schwesterlein

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  3. Vielen dank für die detaillierte schilderung eures tagesabaufes - bumm, das ist für alle seiten hardwork.Alle achtung an alle! Tagwache um 5.30Uhr brrr, da kenn ich doch glatt einen, der sich damit furchtbar plagen muss......
    So ein unwetter kann was- finde ich total verantwortungsbewussst (trotz sportlichem ehrgeiz)wie ihr da handelt.Wünsche euch allen in zukunft auf jeden fall besseres wetter. Ich sitze jedenfalls schweißtriefend an meinem laptop und kann mir gar nicht vorstellen, dass ihr pullover anhabt.
    Liebe grüße Jutta

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  4. Meine lieben,
    in diesem Kommentar möchte ich los werden, wie stolz ich auf das begleitteam bin. Ihr seid wirklich tüchtig und macht tolle Jobs. Ohne euch, könnten die Radler die tour nicht so sorgenfrei fahren und sich so sehr auf das biken konzentrieren. Und wir hätten nichts zu lesen! Also Burschen, ich bin wirklich stolz auf euch
    LG
    Barbara

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