Die Welt ist letzte Nacht zwar nicht untergegangen, aber weiß Gott, es wäre gut möglich gewesen. Dementsprechend ungläubig rieb man sich am nächsten Morgen die Augen, dass unsere gesamte Ausrüstung nicht vom orkanartigen Wind und den wie Trommelfeuer hämmernden Blitzen grob in Mitleidenschaft gezogen worden war. Härtetest Nummer eins: Bestanden. Den einen oder anderen Härtetest, als wäre die Tagesetappe nicht schon genug gewesen, musste die gesamte Mannschaft auch danach noch über sich ergehen lassen. So hätte etwa niemand geahnt dass das Nordkap seine eisigen Finger schon bis nach Norditalien ausgestreckt hatte – derartig frostige Temperaturen in der Nacht hätten wir wohl eher den Gefilden zugetraut, in den wir in Zukunft uns noch bewegen wollen. Und natürlich kommen derart entzückende Erscheinungen nicht allein, und so auch in diesem Falle nicht. Die schleichend widerwärtige Feuchtigkeit, die sich in jede noch so entlegene Ecke einschlich tat ihr übriges. Es ist also nicht gerade besonders schwer zu erraten, dass sich die Schlafzeit des gesamten Teams in dieser Nacht eher in enden wollenden Dimensionen bewegte…
Das berühmte „fade Aug“ hatte zwar Einzug gehalten, aber konnte durch das wieder einmal exzessiv betriebene Räumen und Stapeln (Liebesgrüße von Tetris) relativ schnell wieder vertrieben werden. Eben diese morgendliche Aktivität reiht sich übrigens nahtlos in die Verhaltensweisen ein, die der Mehrheit unserer Teammitglieder bereits aus dem Jahr 2009 bekannt sein sollten, als wir die Strecke Graz - Santiago de Compostela bezwangen. Wer jedoch denkt, dass es sich dadurch einfacher gestalten würde, hat sich schwer geschnitten. Man kann sich (mit Ausnahme von Günther vielleicht) an sowas einfach nicht gewöhnen. Geht nicht.
Genug um den heißen (oder nach dieser Nacht doch besser kühlen) Brei herumgeredet, ab auf die Strecke. Sollte tatsächlich ein Rest des bereits erwähnten „faden Auges“ verblieben sein, so wurde dieser spätestens durch die giftige Steigung (9 Prozent) direkt nach dem Campingplatz am Lago di Cavazzo ausgetrieben. Die Erfahrung von vor zwei Jahren lehrte uns, dass die Kanaltal-Bundesstraße Richtung Süden deutlich angenehmer zu befahren ist, denn etwa 60 km permanente Steigung in Kombination mit einer lieblichen Umarmung des „himmlischen Kindes“ (was für ein Blödsinn dieses unnötige Hindernis so zu nennen!) ließen uns nicht gerade in Begeisterungsstürme verfallen. Unsere Radler, die auf diesem Abschnitt schon ganz ordentlich gefordert wurden, wären offenkundig sehr erleichtert gewesen, in den schwarzen Löchern die man in Norditalien als Tunnel bezeichnet das Begleitfahrzeug bei sich zu haben, welches für Absicherung und vor allem Beleuchtung hätte sorgen können. Hätte. Manch einem mag es wie eine Radtour durch ein Wespennest vorgekommen sein, die Geräuschkulisse ist wohl gut vergleichbar. Ob die Autos nicht doch auch von links und rechts kamen, ausschließen kann man es bei der Dunkelheit definitiv nicht.
Wie eine Insel der Seligen im Ozean der Qualen erschien uns nach diesen Prüfungen die Pause bei Familien Petritsch in Villach – geradezu himmlisch sich hier zu entspannen und die Plagen der noch nicht so lange vergangenen ca. 105 km zu vergessen. Leider hatte die Sache einen Haken, nämlich die Tatsache dass wir weiterfahren mussten. Zu gut hätte man es hier auch längere Zeit aushalten können. Doch das letzte Teilstück über Spittal an der Drau und Gmünd nach Malta (nein wir haben uns nicht ganz furchtbar „verkoffert“, das liegt wirklich in Kärnten, wir schwören!) kannte keine Gnade…
Die wunderbare Lage und der exzellente Zustand der Anlagen hier am Campingplatz entschädigt jedoch für so manches. Hier lässt es sich ebenso bestens aushalten, vor allem wenn man einen Koch wie unseren Günther im Gepäck hat und sich Abends über ein Bierchen oder einen edlen, roten Tropfen freuen kann.
Kräfte sammeln heißt es für den morgendlichen Infight mit dem Alpenhauptkamm… Let’s get ready to rumble!, um die unverkennbarste Stimme des Boxsportes, Mister Michael Buffer zu zitieren. Wie heute Abend David Haye und Wladimir Klitschko werden sich Morgen unsere Athleten und die unnachgiebigen Passhöhen der Ostalpen aufs massivste bekämpfen. Egal ob Klitschko oder Haye das Duell für sich entscheiden wird, bei unserem Kampf steht der Verlierer bereits fest – die fiesen alten Berge haben nicht den Hauch einer Chance…
Daten des heutigen Tages:
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Batterien aufladen unterwegs - Ohne
geht's nicht...
Genusswelten in Malta - Stärkungen
nach einem langen Tag
Warum isst Wolfgang Tunfisch aus der Dose ? Ich kenne die Kochkunst vom Günther, echt super.
AntwortenLöschenGute Reise Pepsch