Dienstag, 5. Juli 2011

Etappe 5: Richtung Norden – Die Tage werden länger und schöner

Etappe 5

Neustadt an der Donau – Rothenburg ob der Tauber 

Einen „normalen“ Tag, was immer das auch sein mag, gibt es auf unserer Reise offenkundig nicht. Am Anfang war die Freude. Die Freude über die hoffentlich lange Abwesenheit der schleichenden Kälte, die uns Nacht für Nacht in Mark und Bein gefahren war. Diese Freude wich bald dem Ärger. Ärger über die gefühlten Myriaden von kleinen, blutsaugenden Biestern mit Flügeln, welche uns wie größere, schwitzende Nadelkissen behandeln. Und so wollte es das Schicksal, dass  wir nach dem periodisch wieder zu vernehmenden  Ruf nach zusätzlichen Isomatten (mittlerweile eher nach Isogetränken…)  und dickeren Decken nun nach noch einem Schuss Autan Insektenspray röcheln.
Nachdem wie wir bereits gelernt haben ein „normaler“ Tag nicht zu existieren scheint, macht es auch wenig sinn einen solchen zu planen. Die heutige Etappe, eher als ein solcher Tag gedacht, hatte wieder ihre eigenen Pläne. Wir wissen nicht, welche Macht es war die uns auch heute wieder auf 168 Kilometer trieb, aber dass sich unsere Radler mit ihrer Leistung immer wieder selbst zu überraschen scheinen, lässt großes für den weiteren Weg vermuten. Vielleicht waren es die Geister des Universalgelehrten Andreas Libavius oder des weisen und vorausschauenden Politikers Heinrich Toppler, die uns in Richtung Rothenburg ob der Tauber, ihrer bezaubernden kleinen Heimatstadt mit ihrem beeindruckenden historischen Kern zogen. Rothenburg konnte seine einzigartige Form durch den Bedeutungsverlust bedingt durch seinen Niedergang mit der Belagerung im Dreißigjährigen Krieg wahren – wir hingegen erwarten weiterhin große Taten für uns und planen, sowohl unsere ebenfalls in jeder Hinsicht einzigartige Form zu behalten und dafür keinen Niedergang in Kauf zu nehmen!
Auf unserem abendlichen Domizil heute hatten wir kurz Sorge uns verfahren zu haben – Trotz der nicht gerade passenden Landschaft könnte man sich wie in Little Amsterdam fühlen, gelbe Kennzeichen und flämische Sprache soweit das Auge bzw. das Ohr reicht. Stefan fasste es treffend zusammen: „Die Holländer san hoid a Campervolk.“
Soviel zur heutigen Etappe, aber wir sind für heute noch nicht am Ende.
„Sagt mir wer Ihr seid, Fremder!“ -   In den vergangenen Tagen haben wir viel mit Namen um uns geworfen, die vielleicht noch nicht jedem (hoffentlich regelmäßigen) Leser dieses Blogs geläufig sein dürften. Wer sind die Mitglieder dieser eingeschworenen Gruppe, der „Glaubensgemeinschaft Nordkap“? Heute soll, wie bereits kurz in einem vorigen Blogbeitrag „angeteased“ die Crew im Einzelnen vorgestellt werden damit ihr, unsere lieben Leser auch Gesichter zu den Namen habt und ihr wisst, was sie im „wirklichen“ Leben so treiben. „Wirklich“ ist allerdings ein dehnbarer Begriff, so mancher lebt erst wirklich und wahrhaftig wenn er Abenteuer zu bestehen hat…  Beginnen wollen wir  so oder so mit unseren strammen Wadln, die ebenfalls stramme Strecke hinter sich bringen werden.



Wolfgang Hasenhütl
Zeitschriftenverleger und Initiator des Nordkap-Projektes
Wolfgang H strampelt sich an vorderster Front die Seele aus dem Leib, um nach zahlreichen anderen Longtrips Kreuz und Quer durch Europa auch diesmal seinen Ehrgeiz (manch ahnungsloser nennt es vielleicht Wahnsinn…) unter Beweis zu stellen. Er rief, und die anderen kamen erneut.  Zeichnet sich bisher durch seinen Megaman-Arm (bzw. den Geräuschpegel bei der unfreiwilligen, völligen Enthaarung selbigen Unterarmes im Zuge der Entfernung des Tapes heute), Latino-mäßige Radlerbräune aus.

Wolfgang Stieböck
AHS-Lehrer im Ruhestand

Wolfgang St. ist unser Experte für Kultur und Etikette und ist nicht nur bedingt durch die Tatsache dass er der am längsten junggebliebene unserer illustren Runde ist einer der Ruhepole wenn’s mal etwas chaotischer zugehen sollte. Wolfgangs väterliches (großväterlich ist bei solch einem dynamischen Zeitgenossen ein Frevel vor dem Herrn) Element ist sowohl für die Radler als auch die Begleiter jederzeit spürbar. Er ist außerdem wohl der einzige Mann, dessen Lebenspartnerin stets zwischen zwei Bäume gespannt werden muss und der kein Mensch zu schwer ist – nie haben wir jemanden erlebt der eine dermaßen innige Beziehung zu seiner Hängematte und auch seinem Rad pflegt.

Hans Petritsch
Arzt für Allgemeinmedizin

„Miraculix“ Petritsch hat mittlerweile den Posten unseres „Obergiftlers“ inne da er stets mit Energiegetränken und derartigen Mitteln Gewehr bei Fuß steht um Radlerbeine entweder startklar zu machen oder ihnen einen ordentlichen Schuss Entspannung zu gönnen.  Um Missverständnisse vorweg zu vermeiden – ausschließlich völlig einwandfreie Substanzen finden den Weg in die Töpfe seiner Zaubertränke. Als Wolfbändiger ist Hans ebenfalls aktiv, mit stoischer Ruhe und abgeklärter Selbstverständlichkeit rückt er den Untätern zu Leibe.

Stefan Petritsch
 Medizinstudent (knapp vom Arzt sein entfernt)

Es war eine recht spontane Entscheidung, dass auch Petritsch der Jüngere an unserem Projekt teilnehmen würde. Den anderen Radlern wird es wohl nur Recht gewesen sein, da er den Altersschnitt unserer „Pedalritter“ auf den ersten paar Etappen ordentlich nach unten korrigiert hat. Ist sich für keinen Anstieg zu schade, für keine noch so rasante Abfahrt zu zögerlich. Unsere Herren im besten Alter werden allerdings bald auf den Tempomacher verzichten müssen, der ab der Mitte der  sechsten Etappe zusammen mit seinem Vater wieder den Heimweg antreten wird.

 Peter Hasenhütl
Medizinstudent

Die morgige sechste Etappen wird einen Neuzugang für unseren Höllenritt ans Nordkap bringen – Peter wird zur zweiten Hälfte des Tages zu uns stoßen und sich ab dann gemeinsam mit dem Radlerteam rund um seinen „Alten (besser junggebliebenen) Herrn“ todesmutig in die Pedale wuchten. Wir freuen uns bereits auf den Neuzugang, der laut Aussage seines Freundes Sebastian Pongratz neben gewaltigem Ehrgeiz mit einem überirdischen Appetit gesegnet ist und wohl den Anteil der beiden Petritschs an unserer Verpflegung einer Verwendung zuführen wird.

Nun weiter zu den Begleitern (schön gereimt, oder? ;) )

Günther Rath
 Mädchen für alles ;)

Wo sollen wir beim Günther bloß anfangen… Seine Fähigkeiten und Aufgabenbereiche lassen einen verwundert aufblicken, dass auch er ein Mensch mit nur zwei Händen ist. Das Tempo, mit dem er arbeitet ist beängstigend und man ist sich im ersten Moment sicher, einen Oktopus vor sich zu sehen, der an fünf Baustellen zugleich tätig ist. Spielt er einmal nicht den zehnfachen Weltmeister im Tetris, wenn er wieder einmal Kisten und Taschen in Auto und Anhänger schlichtet (blöderweise verschwinden diese dann nicht wenn man eine Reihe bildet) verzaubert er uns mit seiner kulinarischen Extravaganz, die selbst Paul Bocuse zu einem Wiaschtlstand-Wirt in einem Hinterhof degradieren würde. An unserem Günther sind außerdem ein Magazinar und ein Kabarettist verloren gegangen – mit einer unglaublichen Präzision kennt er die Position jedes einzelnen unserer geschätzten Million Gegenstände, und sei es ein Stecknadelkopf der unter der Fußmatte liegt. Zu gerne würde ich einige seiner Schenkelklopfer hier einstellen, allerdings würden einige davon (eigentlich die Mehrheit…) eine FSK 18 Freigabe dieses Blogs erfordern…

Sebastian Pongratz
 Student auf der TU Graz

Wer diesen Blog seit dem ersten Tag regelmäßig verfolgt (und ich gehe davon aus dass ihr das alle brav tut ;) ) durfte bereits mit dem Sebi in Interaktion treten, da er beim ersten Etappeneintrag den „Stammblogger“ der Tour wacker vertreten hatte. Die dort erwähnte Selbstbezeichnung „Mann fürs Grobe“ ist so unpassend nicht, da er sich für keine Arbeit zu schade ist und als Günthers rechte Hand diesen kräftig entlastet. Recht bald durften wir jedoch erkennen, dass er genauso ein ausgeprägtes Feingefühl für Elektronik und im Umgang mit uns allen besitzt.  Er wird allerdings auch damit leben müssen, dass er die Verantwortung trägt, dass wir auf unserer Reise massenweise blanke Wälder rund um die Campingplätze hinterlassen werden – wenn des Nachts die „Sebi-Säge“ läuft, streckt selbst ein Redwood-Baum die Patschen. Egal was er macht, er macht es konsequent, und das zieht sich eben durch die gesamten 24 Stunden des Tages…

Jakob Egger
Student auf der KF Uni Graz

Mancher von euch wird mich vielleicht noch von vor zwei Jahren kennen, als ich von unserem ersten Großprojekt „Camino 2009“ berichtete. An meiner heißen Liebe zum Aufstehen in frühen Morgenstunden hat sich inzwischen wenig verändert, nach wie vor bin ich für meine unverständlichen, morgendlichen Einzeiler (Wortlaut in etwa wie „Hrmgrpf“) berüchtigt. Meine Karriere als professioneller Liegenaufbauer habe ich mittlerweile an den Nagel gehängt, versuche mich mittlerweile nur noch als Amateur (will heißen, zwar mit Leidenschaft aber meistens chancenlos verloren…). Sebi und ich haben übrigens beschlossen, unsere Rasur bis zu unserer Ankunft am Nordkap bzw. unserer Rückkehr nach Graz vollständig auszusetzen. Mal schauen wer als erster in die Knie geht ;)  

Bevor wir für heute schließen möchten wir euch, unseren Lesern noch ein Anliegen überbringen – Dieser Blog lebt vor allem von der Interaktion mit zuhause und soll ein Dokument unserer Aktivitäten in der Ferne bieten. 

Das Redaktionsteam würde sich also sehr über Kommentare und Rückmeldungen freuen, Kritik egal welcher Art ist uns sehr willkommen und würde uns dabei helfen, weiterhin spannende Einträge zu liefern. Auch wenn ihr Reisetipps für unseren Weg nach Norden habt, immer munter her damit! Also bitte liebe Leute zuhause, kommentiert was das Zeug hält!!!
Danke!


Datum
Gefahrene Strecke
Nettozeit
Durchschnittsgeschwindigkeit
Ausfgestiegene Höhenmeter
Verbrauchte Kalorien
5.7.2011
168km
07:12h
23.31 km/h
1126 m
4185 kcal




                              Unser Radlerteam v.l.n.r.: Hans Petritsch, Wolfgang Hasenhütl, Wolfgang 
                                                                    Stieböck, Stefan Petritsch




Abendliche Pflege des „Arbeitsgerätes“ ist für so manchen unserer „Kampfradler“ ein 
                                       absoluter Pflichttermin – Generationsübergreifend.

10 Kommentare:

  1. Zuerst muss ich mir mal die Tränen aus den Augen wischen, die mir vor lauter Lachen eingeschossen sind.
    Die Vorstellung des Teams könnte passender nicht sein.
    Ein latino-gebräunter Chef der sein Team durch die Weltgeschichte jagt,
    ein Leher mit einer wortwörtlich sehr "spannenden" Beziehung,
    ein Arzt mit Tierliebe ;-),
    ein Junior Doc für die statistische Altersreduzierung,
    ein freudiger Neuzugang mit gutem Appetit,
    das Mädchen für alles und vor allem für schmutzige Schenkelklopfer,
    der Mann fürs Grobe der nachts die Meute lautstark vor wilden Tieren beschützt
    und der Kampfblogger, der den Kampf mit Aufstelliegen aufgegeben hat.

    Macht weiter so Burschen, passt auf Euch auf, übertreibt es nicht und wenn möglich denkt nochmal über das Bartwuchsprojekt nach ;-)

    Alles Liebe aus der Heimat

    Barbara Steiner

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  2. Ihr Lieben,

    wieder einmal konnte ich mir das schmuzeln nicht verkneifen, Jakob du hast mit flinken Fingern und feiner Klinge die herausragensten Eigenschaft der Radler und deren Begleiter vortrefflich getroffen.
    Mach weiter so, es ist immer ein Genuss deine Einträge zu lesen.

    Ich wünsche euch noch viel Spaß, passt auf euch auf und ich schließe mich Barbara an, denkt noch mal über das Bartprojekt nach...

    in diesem Sinne liebe Grüße aus der Heimat

    Sabrina Naseradsky

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  3. ... meine Bauchmuskulatur beruhigt sich langsam wieder! Lesen und lachen ohnde Ende, herrlich!

    Weiterhin gute Wadeln beim Radeln!!

    Heimatliche Grüße

    Gisela Glettler

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  4. Bin begeistert, wie weit ihr es schon geschafft habt!!!
    weiter so und viel spaß mit dem peter!!!
    Auf dass eure Haarbracht im Winde weht, vielleicht bekommt ihr ja danach einen gillette werbevertrag, wenn euch duracell nicht will!!

    alles liebe
    Ulli

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  5. Ganz toll, wie ihr das macht!Ihr seid ja schon total weit gekommen.
    Blogs sind sehr informativ,aber auch lustig - weiter so. Freue mich jeden Tag aufs Lesen!
    Jakob mit Vollbart, na ich weiß nicht so recht..
    Liebe Grüße
    Jutta Egger

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  6. kein abend mehr ohne gute-nacht-geschichte von den tüchtigen radlern :)
    ihr seid echt super jungs - alles gute weiterhin!

    vlg
    katrine egger

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  7. kleiner tipp gegen die lästigen flug-quälgeister: nicht nur autan hilft, sondern überhaupt stark riechende ätherische öle!!
    die helfen aber nicht gegen:
    myki, die mücke, die beharrlich am blog dranbleibt und sich auch nicht abwimmeln lässt! (tut mir leid für euch, meine herren ;-)

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  8. Hallo!
    Ich bin auch wieder dabei und verfolge eure Tour mit grossem Interesse.

    Alles Gute weiterhin,
    Jogl's Nini mit Figaro :)

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  9. Achtung für alle zum Nachdenken.
    Wenn ihr in Österreich auf eine Bank geht um einen Kredit aufzunehmen erinnert euch an den Spruch im Museum von Rothenburg ob der Dauber
    "Einen Bürgen sollst du würgen"
    Habt ihr Osterhasis oder Nikolausis gekauft ?

    Weiterhin viel Kraft in den Wadln pepsch

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  10. hoffentlich finden die wieder alle Trümmer nicht so wie beim Ikeakastl zusammenbauen fehlt auch immer a Schraufn oder ?

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